Im vergangenen November schrieben wir über die vorläufigen Ergebnisse unserer Recherchen über Traumatisierung in Redaktionen. In diesem Artikel veranschaulichen wir, dass Trauma ein Thema ist, welches Manager ernst nehmen sollten. Besonders dann, wenn Journalisten, Fotos oder Videos verwenden, die von Augenzeugen weltweit mit Smartphones aufgenommen wurden. Diese Journalisten hatten Bedenken, ihren Managern gegenüber zugeben zu müssen, dass es Ihnen schwer fällt, täglich mit erschreckenden Bildern konfrontiert zu werden.
Wir haben nun die gesamten Suchergebnisse des Berichts veröffentlicht – “ Sekundäre Traumata sind primäre Probleme:: Eine Studie von Augenzeugen-Medien und Traumata an der digitalen Front“. In dem Bericht fordern wir das Management von Nachrichtenorganisationen dazu auf, ihren Journalisten Trainings als etwas Selbstverständliches zur Verfügung zu stellen – auf die gleiche Weise wie diese nun Training für Krisenregionen anbieten.
Warum stellen wir diese Forderung? Weil die Ergebnisse zeigen wie viele traumatische inhalte Journalisten sehen, die mit sozialen Medien arbeiten. Mehr als die Hälfte der gefragten Journalisten sehen erschreckende Augenzeugen-Medien mehrmals die Woche.
Außerdem zeigten unsere Interviews, dass jene Journalisten, die bei Organisationen beschäftigt waren, welche das Arbeiten mit erschreckenden Bildern als eine ernstzunehmende Angelegenheit für ihr Personal anerkannten, ihre Organisationen stärker wertschätzen. Jene, die für Organisationen arbeiten, die es nicht als Thema ansehen, dass mit Kollegen zu besprechen sei, litten mehr unter Stress oder zogen sich von erfolgreichen Karrieren zurück. Die Nichtanerkennung dieses Themas wird zu einem Personalthema.
Den Arbeitgeber zu wechseln ist jedoch eine große Herausforderung. Dies ist ein Thema, an dem wir bei Eyewitness Media Hub arbeiten werden. Unser Ziel ist es, Organisationskoalitionen zu bilden, die sich diesem Thema annehmen und Erfahrungen teilen sowie Bewusstsein schaffen. Das ist eines unserer Hauptziele für 2016.
Wir möchten hier jedoch den Schwerpunkt auf einige Tipps von Journalisten lenken, die regelmäßig mit Augenzeugen-Medien arbeiten und traumatische Inhalte sehen. Sie beantworten folgende Frage: “Ich arbiete an der digitalen Front, ich habe gerade viele erschreckende Inhalte gesehen. Wie kann ich mich selbst schützen?”
1. Beschränken Sie die Belastung durch Geräusche
Ein Journalist für soziale Medien sagte uns: “Geräusche machen die Auswirkung realer“. Das war ein Thema, das wir wieder und wieder hörten, als wir mit Journalisten sprachen, die an der digitalen Front arbeiten. Leute sprachen von den erschreckenden Bildern, die sie gesehen hatten, aber bemerkten, dass das Hören der Gewalt oder das Schreien der Leute in Todesgefahr um ihr Leben zu retten den Schrecken ausmachten, den sie so noch genauer wahrnahmen.
“Normalerweise sehe ich das Video ohne Ton an, nachdem ich es das erste Mal gesehen habe, denn so weiß ich, ob darin irgendetwas relevant ist oder nicht“, sagt uns eine Person. “Ich mache dann immer den Ton aus, da es mit Ton schrecklicher ist, es anzusehen.”
Eine andere Person betonte: “Wenn ich einige Links anklicke, dann habe ich die Kopfhörer ausgemacht, ich habe das Audio auf leise gestellt“.
Wenn Sie denken, dass das Ansehen von Augenzeugen-Medien traumatisch sein könnte oder erschreckend, dann sollten Sie das Audio nur anhören, wenn es wirklich notwendig ist.
2. Überraschungen machen das Ansehen von erschreckenden Bildern traumatischer
“Unerwartete Ereignisse machen es schlimmer. Wenn Sie wissen, was Sie erwartet – Blut, Mord – dann ist es zwar nicht einfach, es anzusehen, aber ein wenig besser, wenn man weiß was was auf einen zukommt“.
Oft erzählen uns Journalisten von dem Probelm, traumatischen Inhalt zu sehen, auf den sie nicht vorbereitet waren. Das Problem wird durch die derzeitigen Arbeitsabläufe in Redaktionen verschärft, was bedeutet, dass alle Personen, die in der Redaktion arbeitet Zugang zu jedem einzelnen Bild haben. Informationssammlung mittels sozialer Medien bedeutet, dass jemand erschreckende Bilder ansieht, auf die er nicht vorbereitet war – aber Arbeitsabläufe sollten verhindern, dass die Überraschung nicht aus den Redaktionen kommt.
Stellen Sie sicher, dass verstörender Inhalt als solcher gekennzeichnet ist, wenn er auf einem Redaktionsserver gestellt wird und wenn Sie Inhalte mit Kollegen teilen, dann sagen Sie ihnen dass sie den Inhalt als erschreckend empfinden, bevor Kollegen sich ihn anschauen.
3. Manager, helfen Sie ihrem Personal über verstörende Inhalten zu sprechen.
Unsere Recherche zeigt, dass Mitarbeiter, die traumatischen Inhalten ausgesetzt waren, eher dazu neigten, nicht mit ihren Managern zu reden, als andere, die diese Inhalte nicht sahen.
Von den befragten Journalisten gaben 35 Prozent an, dass sie durch das Ansehen schrecklicher Inhalte in ihrem persönlich Leben betroffen seien und dass sich dabei wohl fühlen würden, mit ihrem Manager darüber zu sprechen. Dies führte zu 68 Prozent jener, die nicht das Gefühl hatten, dass sie von den Inhalten betroffen wären.
In unseren Interviews stellten wir fest, dass Journalisten, die in ihren Organisationen mit ihren Managern über die traumatischen Auwirkungen durch das Ansehen schrecklicher Inhalte zu sprechen, eher positiv über ihre Organisation sprachen. Ein Manager in der Leitung eines Teams, das häufig mit traumatischernBildern konfrontiert ist: “Ich versuche mit gutem Beispiel voranzugehen. Wenn jemand bemerkt, dass man selbst richtig betroffen ist, dann lässt einen das zugänglicher erscheinen.”
Arbeiten Sie an einer Arbeitsplatzkultur, in der sich Mitarbeiter wohlfühlen, über die Auswirkungen durch das Ansehen traumatischer Bilder zu sprechen.
4. Arbeiten Sie nur dann mit traumatischem Inhalten, wenn dieses auch verwendet werden.
Ein Journalist teilte uns Folgendes im Interview mit: “Sie kommen nicht zum Journalismus, um Geld zu machen. Sie kommen zum Journalismus, um Geschichten zu erzählen, um Veränderungen herbeizuführen, um Einfluss zu nehmen. Wenn Sie fühlen, dass Sie nichts verändern, dann betrifft Sie das auf beachtliche Weise.”
Die Überprüfung von Informationen ist ein langer manueller Prozess, der bedeuten kann, dass man ein Video von Szene zu Szene durchgehen muss. Das kann besonders belastend und erschreckend sein, wenn das Video traumatische Ereignisse zeigt. Wie uns ein anderer Journalist sagte: “Ich fühle mich mehr depremiert, wenn ich durch viele Augenzeugen-Medien geheund diese dann nicht verwendet werden.”
Fragen Sie nur dann einen Social Media-Spezialisten, Inhalte von traumatischen Ereignissen zu finden oder zu überprüfen, wenn diese wirklich in der Berichterstattung verwendet werden.
5. Finden Sie Mechanismen zur Bewältigung ihrer Erfahrungen
Interviewpartner gaben die verschiedenen Mechanismen an, die sie nach dem Ansehen der erschreckenden Augenzeugen-Medien anwandten, um diese zu bewältigen.
Im Büro gehören dazu: “Offenhalten eines [Browser] Fensters, das einen Rudel niedlicher Hunde zeigt”, “Taylor Swifts Instagram Feed ansehen”, “Aus dem Büro gehen und mit einem Freund spazieren gehen und reden”. Die Mechanismen waren unterschiedlich, aber sie funktionierten für den jeweiligen Interviewpartner.
Verschiedene Bewältigungsmechanismen funktionieren für verschiedene Personen. Journalisten sollten sich darüber Gedanken machen, was für sie funktioniert und Manauger sollte das verstehen und sie unterstützen.